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Crashkurs Demokratie – Beispiele und Testimonials




Hintergrund

Politische Bildung ist in Österreich für alle Schultypen und Schulstufen ein Unterrichtsprinzip. Dies wird entweder in Pflichtmodulen „Politische Bildung“ oder in Pflichtgegenständen wie zum Beispiel „Geschichte und Politische Bildung“ in unterschiedlichem Ausmaß umgesetzt. Die minimale Stundenanzahl pro Schuljahr ist zwar vorgegeben, es besteht aber für jede Schule zusätzlich die Möglichkeit, das Angebot für politische Bildung in einem gewissen Rahmen zu erweitern. Abhängig von Schultyp und Schulstufe wird dieses Prinzip in verschiedenen Fächern vermittelt, zumeist im Rahmen des Geschichteunterrichts, seltener im Rahmen des Geografie-Unterrichts, manchmal im Kontext mit Recht, manchmal im Kontext von Wirtschaft. Der Unterricht von Faktenwissen zum Thema Politische Bildung ist hier unerlässlich. Aber es erscheint ein stärker vernetztes Wissen um weniger behandelte Themen erforderlich zu sein, damit aus Kindern und Jugendlichen wirklich mündige Bürger werden können.
Wir sind der Ansicht, dass Mündigkeit und Autonomie von jungen Menschen durch spezifische Information entstehen, in denen Einflüsse auf das Individuum gezeigt werden, die die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit beeinflussen. Themen wie Menschenbild und Weltbild können dabei Kindern und Jugendlichen helfen, Ihre Rolle in einer Zivilgesellschaft besser zu verstehen und wahrzunehmen.
Das jugendliche Alter von Zehn- bis Vierzehnjährigen scheint für die Pilotphase des Projektes aufgrund der Pubertätsentwicklung besonders gut geeignet zu sein, da hier einerseits die Einflüsse der Medien auf die Jugendlichen exponentiell ansteigen und andererseits der aktuelle Lehrplan für die betroffenen Schulstufen noch ausbauwürdig ist. An junge Menschen sollen nämlich Werte jenseits der Befriedigung von Grundbedürfnissen vermittelt werden, als Hilfe zur Orientierung in der Welt. Sie sollen ein positives Verhältnis zu den Dingen die uns umgeben entwickeln, daher können und sollen die Werte in mehreren Schulfächern vermittelt werden. Die Schule soll so zu einer „Schule des Denkens“ werden.
Das Ziel des Unterrichts sollte nicht nur ein gebildeter, sondern auch ein freier, selbstbewusster, glücklicher Mensch sein. Dazu ist es erforderlich, bei jungen Menschen einen Prozess in Gang bringen, um einer „Lethargie des Denkens“ vorzubeugen. Die Schüler sollen so „Kultiviertheit“ lernen, also Rücksicht, Selbstreflexion im Umfeld der Mitmenschen und Reduktion von physischer Gewalt.
Wenn es gelingt, in einer ideologiefreien Schule eine politisch mündige Generation zu fördern, die sich nicht manipulieren lässt, dann kann diese Generation früher als bisher einen Beitrag zu einer besseren Gesellschaft leisten und Gefahren für die Demokratie frühzeitig vorbeugen.
Fokussierte politische Bildung soll Jugendliche zwischen 10-14 Jahren dazu motivieren, sich weiter über den Lehrplan hinaus zu interessieren. Der Unterricht soll junge Menschen ansprechen, damit sie sich nicht zurückziehen, sondern sich in der Gesellschaft verstärkt engagieren. Dafür soll dieses Projekt eine Hilfestellung für einen mündigen Bürger sein, und zwar nicht nur für die Schüler, sondern auch für die involvierten Pädagogen. Wir wollen durch die Ergänzung des bestehenden Lehrplanes also vermitteln, dass in unserer kompetitiven Gesellschaft jeder eine Verantwortlichkeit für sich selbst hat, auch Jugendliche. Dazu muss man verhindern, dass Kinder und Jugendliche politisch benützt und manipuliert werden.




Konzept



Für die Vermittlung des vernetzten Denkens erscheinen für Jugendliche 4 Themen von zentraler Bedeutung, die wir im Schulunterricht umsetzen möchten. Dies sind die Themen Freiheit, Soziales, Staat und Ökonomie. Es geht hier also um Ergänzungen des Lehrplanes, da das Thema Freiheit insbesondere im Fach Philosophie vermittelt wird, die komplexen sozialen Zusammenhänge vor allem im Fach Sozialkunde, der Begriff Staat überwiegend im Fach Politische Bildung und das Thema Ökonomie zumeist im Fach Wirtschaftskunde. Wir möchten neue Perspektiven zu diesen Themen aufzeigen, um die Jugendlichen noch stärker den Weg zu einem mündigen Bürger aufzuweisen. Es folgen nun einige Grundgedanken zu den 4 Themen, die in eigenen Abstracts und in eigenen Manuskripten eigens aufgearbeitet werden.
Thema Freiheit
Ausgangspunkt der Diskussion soll die vermeintlich grenzenlose Freiheit von Jugendlichen in Österreich sein, die ihnen ein Gefühl der Sicherheit verleiht. Eine Freiheit in allen Lebensbereichen, die selbstverständlich erscheint. Dabei sollen folgende Fragen erarbeitet werden: Freiheit für mich oder für die anderen? Freiheit für alle? Gibt es Freiheit überhaupt oder ist es eine Illusion der Menschheit?
Freiheit ist nicht dasselbe wie Unabhängigkeit. Freiheit bringt Rechte und Pflichten, souverän bedeutet mehr Verantwortung. Es gibt keine Freiheit ohne Verantwortung.
Ein weiteres Beispiel wäre das Spannungsfeld zwischen Freiheit und Staat: der Mensch braucht andere Menschen, um frei sein zu können. Staatsbürger-Sein ist dabei ein Nebenberuf. Mündigkeit und Autonomie entstehen durch Information, die sich jeder Mensch selbständig holen muss. So entsteht eine politisch mündige Generation, die sich nicht manipulieren lässt.
Damit sollen die Jugendlichen lernen, ihren Beitrag zu einer egalitären Ausrichtung im Spannungsfeld einer individualisierten differenzierten Gesellschaft zu erkennen und zu definieren. Freiheit ist ein Ideal, aber auch eine Herausforderung. Für Freiheit muss man lebenslang etwas tun.



Thema Soziales



Die Aufarbeitung dieser Thematik soll das Spannungsverhältnis zwischen Eigeninteresse und Rücksichtnahme auf bzw. Verantwortung für andere aufzeigen, also die Bereitschaft zur Hilfe und Fürsorge für andere, wenn sie sie benötigen. Die moderne Gesellschaft ist in den entwickelten Ländern reich, das heißt, ihre Hilfsmöglichkeiten für Hilfebedürftige sind verhältnismäßig groß. Und ihre Strukturen sind sehr komplex, das heißt, dass es nicht für jeden leicht ist, sich in ihr bei der Lösung seiner Probleme zurechtzufinden.
Das entlastet den Einzelnen aber nicht von seiner grundsätzlichen Verantwortung, dort wo es nötig ist auch individuell zu helfen. Dies soll der Tendenz entgegenwirken, Verantwortung für die eigenen Angelegenheiten auf die Gesellschaft abschieben und sich von sozialen Verpflichtungen durch die Erwartung zu befreien, dass dafür ohnehin gesellschaftliche Vorkehrungen vorhanden sind.
Es geht also um eine anzustrebende Balance von eigenem Beitrag zur Lösung der persönlichen Probleme, Intervention der Gesellschaft, soweit eine Lösung aus Eigenem nicht möglich oder nicht zumutbar ist. Die zentrale Frage soll diskutiert werden, ob Gleichheit ein Erfordernis oder Vorbedingung der Gerechtigkeit darstellt.



Thema Staat



Dieses Thema soll aus einer neuen Perspektive beleuchtet werden, indem zunächst die Frage gestellt wird, wer überhaupt der Staat ist und wer eigentlich regiert. Da das Recht vom Volk ausgeht, ist die Kenntnis der Verfassung und der Struktur des Parlaments Voraussetzung für mündige Bürger.
Der Staat soll das Zusammenleben der Menschen organisieren und verhindern, dass Kontroversen eskalieren. Seit langem lebt der Mensch in Gruppen, weil dies über Jahrtausende einen evolutionären Vorteil gebracht hat. In einem Staat gibt es allerdings auch Gegenkräfte, die die Freiheit der Bürger einschränken wollen.
Insgesamt schützt der Staat die Produktion nach außen und innen und entwickelt dazu Machtmittel. Eine Analyse staatlicher Institutionen sowie der Vorteile einer repräsentativen im Vergleich zu einer direkten Demokratie soll dem Jugendlichen seine Verantwortung bei der Erfüllung seiner Pflichten als Staatsbürger helfen. Jeder Bürger muss für sich entscheiden, ob eher eine starke Staatsspitze oder eine starke Volksvertretung erstrebenswert erscheint.



Thema Ökonomie



In dieser Unterrichtseinheit sollen Mechanismen und Realitäten der Ökonomie jenseits ideologischer Gedankengebäude aufgezeigt werden. Dabei ist eine Diskussion über Chancengleichheit, Grundeinkommen und Grundversorgung von großer Bedeutung. Denn Arbeitsethos und Leistungsbegriff werden sich in Zukunft ändern, eine positive Grundstimmung muss dabei den Jugendlichen vermittelt werden. Die Synapse ist das Geld. Zentral ist die Freiheit in der Wirtschaft. Doch ist ein mündiger Konsument überhaupt möglich? Der Liberalismus erlaubt es prinzipiell, aus der eigenen sozialen Schicht auszubrechen, dies ist für alle gleich. Es zählt im Grunde das Leistungsprinzip. Wir leben in einer kompetitiven Gesellschaft, das ist auch für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen wichtig.
Ökonomie soll im Kontext mit Demokratie im Vordergrund stehen, wenn Grundtatsachen der Wirtschaft erörtert werden. Die Grundthese wird diskutiert, dass Wirtschaft immer sozial und die Finanzindustrie ideologiefrei ist. Das gibt die Freiheit, Ungleichheit zu überwinden. In Zukunft werden vielleicht Parteien, Ideologien und Religionen keine Rolle mehr spielen.




Umsetzung



Die Wiener Gesellschaft für Bildungs-Strategien (WBS) erarbeitet das Konzept für Politische Bildung von Jugendlichen mit Hilfe von ausgewiesenen Experten einerseits zu den jeweiligen Bereichen und andererseits zur adäquaten pädagogischen Aufarbeitung. Zielgruppe unseres Projektes sind in einer Pilotphase alle Jugendlichen zwischen 10-14 Jahren in allen Schultypen. Die Vorträge in den Unterrichtseinheiten sollen nicht fix vorgegeben sein, sondern es wird schriftlich jeweils ein Rahmen für die 4 Themen zur Verfügung gestellt, Pädagogen müssen dann ohnehin auf individuelle Gegebenheiten eingehen.
Zunächst kann WBS die Unterrichtseinheiten als Ergänzung des Lehrplanes von verschiedenen Fächern in Wiener Schulklassen selbst abhalten. Dann sollen in Workshops anhand eines Skriptums Pädagogen eingeschult werden. Die pädagogische Umsetzung unseres Projektes obliegt dann individuell den jeweiligen Pädagogen.
Die Beiträge in den Schulklassen sollten aus 15-20 Minuten langen Präsentationen und nachfolgender Diskussion bestehen. Ein historisches Ereignis oder ein praktisches Beispiel kann jeweils als Aufhänger für das Leitthema dienen. Zum Beispiel kann im Rahmen einer Gruppenarbeit eine offene Marktwirtschaft simuliert werden, mit einer Käufergruppe und einer Verkäufergruppe, wobei die Regeln stark variiert werden. Die Möglichkeit der Nachbesprechung nach Vorträgen muss gegeben sein. Nach Ende einer Unterrichtseinheit sollen Schüler eine Aufgabe erhalten, die Nachbearbeitung erfolgt durch die WBS. Zum Beispiel kann eine Plattform mit einem virtuellen Markt errichtet werden, der wöchentlich überprüft wird.
Dazu plant die WBS die Erstellung einer eigenen Homepage und eines eigenen Blogs, eventuell kann noch ein Webinar abgehalten werden. Die Online Bildungsvermittlung wäre für die 4 Themen gesondert wünschenswert, davor oder danach würde jeweils die Besprechung in der Schulklasse stattfinden.
Insgesamt ist es unser Wunsch, das bestehende Unterrichtsprinzip Politische Bildung an österreichischen Schulen durch ergänzende Inhalte mit noch mehr Leben und Aktualität zu versehen, um damit durch Ausbildung von politisch mündigen Jugendlichen die freie Demokratie in Österreich weiter für die Zukunft abzusichern.


Tamás Fazekas
WBS Projektteam